Freitag, 27. Mai 2016

Geschichte des Lamborghini Bikes, ein Traum in Titan



Die Speedwell Gear Case Co. eine in England 1897 gegründete Firma war eine der ersten Firmen die sich der Entwicklung von leichteren Rennradrahmen unter Verwendung von alternativen Metallen verdient machte und Titanrahmen einem breiterem Publikum näher brachten. Speedwell war vor allem eine Blech verarbeitende Firma, die durch ihre Erfahrungen im Luftfahrtbereich prädestiniert war funktionsfähige Rahmen aus Titan zu entwickeln. Die Vorteile von Titan gegenüber Stahl in punkto Gewicht und Korrosionsbeständigkeit waren lange bekannt, doch die schwierige Verarbeitung und dadurch hohen Herstellungskosten haben bis heute verhindert dass sich Titan auf dem Massenmarkt durchgesetzt haben.


Anfang der 70er Jahre entdeckte Speedwell, dass sie mit ihrem technischen Knowhow in den durch die Erfolge von Eddy Merckx boomenden Rennradmarkt vordringen und sich ein neues Marktsegment erschließen könnten. So entstanden um 1972 die ersten Speedwell Titanrahmen, die später unter dem "Titalite" Label vermarktet wurden. In den knapp 10 Jahren in denen sich Speedwell diesem Geschäftsfeld widmete entstanden 3 Entwicklungsstufen des Straßenrahmens (Mark I, III und V), die einerseits eine Verbesserung der Fahreigenschaften, andererseits aber auch produktionsbedingte Veränderungen von einzelnen Rahmenteilen mit sich brachten. So zeichnen sich Mk I Rahmen noch durch aufwendig bearbeitete hintere Ausfallenden mit "Augen" aus, welche beim Mk V produktions-technisch vereinfacht wurden. Allerdings wiesen die späteren Rahmen eine noch vollendetere Verarbeitung der Schweißnähte auf, dem sogenannten "Jewlery Standard", welcher den Rahmen ohne Ecken und Kanten, wie aus einem Guß erscheinen lassen. Dabei wurden alle Schweißnähte mühsam von Hand auf Rohrniveau geglättet und anschließend hochglanzpoliert. Es entstand ein handwerklich perfekt gefertigter Rahmen der durch seine eleganten Linien und dem einzigartigen Glanz des polierten Titans besticht und bis heute unerreicht ist. Ein Mark IV Rahmen kostete im hochpoliertem Zustand in den 70er Jahren £575, was einem heutigen Wert von knapp €4500 entspricht. 


1973 gelang dem Spanier Luis Ocana der Tour de France Gesamtsieg, wobei er für einige Berg-etappen für alle offensichtlich, einen Titalite Rahmen einsetzte. Ocana's BIG Team fuhr offiziell Moto-becane Räder doch blieb es nicht aus, dass das Wort über den Titalite die Runde machte und die Nachfrage nach diesem Rahmen explodierte. Quellen nach sollen von Speedwell  laut Bicycle Science 2nd edition by Whitt and Wilson, 1973 10.000 Titan Rahmen produziert worden sein. Allerdings scheint diese Zahl vollkommen unrealistisch. Nach Aussagen  von Speedwell  Beschäftigten, die in dieser Zeit in der Endmontage arbeiteten, gab es lediglich zwei Inertgas- Kammern in der Schweißerei von Speedwell. In jeder Kammer konnte immer nur ein Rahmen zusammengesetzt und von Hand geschweißt  werden. Demnach müssten pro Tag 24/7 fast 30 Rahmen produziert worden sein. Das scheint bei der Verarbeitungsqualität und reiner Handarbeit vollkommen utopisch.

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